Der Tag begann mit großer Aufregung. Kurz vor 9 Uhr klopfte die Rezeptionistin an unsere Tür und erzählte ganz aufgeregt, das der Fahrer des Gepäcktransportes auf unsere Koffer wartet. Die sollten eigenlich nicht vor 9:30 abgeholt werden. Aber sie waren schon fast fertig gepackt und ich habe dem Fahrer beim Einladen geholfen – also kein Problem. Als ich das Auto gesehen habe, war ich schon etwas verwundert, habe aber nicht weiter darüber nachgedacht.
Um das zu erklären, muss ich ein bisschen weiter ‚ausholen‘:
Vergangenen Montag sollte sich ein Mitarbeiter von France A Velo bei uns im Hotel melden, um uns die Unterlagen zur Tour zu übergeben. Der kam aber nicht, sondern hatte nur eine Mappe hinterlegt, welche aber nicht komplett war. Beim Frühstück morgens vor dem Start, brachte uns die Frau von der Rezeption ein Telefon, an dessen anderem Ende eine nette Frau vom Veranstalter war. Sie wollte wissen, ob alles in Ordnung ist. Wir haben die offenen Punkte geklärt und sie hat die fehlenden Sachen per E-Mail geschickt. Dabei erfuhren wir erstmals, dass für die heutige Strecke noch ein Taxi-Transfer zu den Landungsstränden vorgesehen ist, weil diese sonst ein bisschen sehr lang sein würde. Da wir schon dort waren, haben wir das storniert. Und Kirsten hat sich auf nur 33km gefreut, anstatt der geplanten 69. Die Bestätigung der Stornierung war in der Mail enthalten.
Die haben aber vergessen, dass dem Taxifahrer mitzuteilen. Wie gesagt, ich sah den Fahrradträger am Auto, ohne mir darüber Gedanken zu machen. Als wir gerade beim Frühstück saßen und uns sehr darüber geärgert haben, kam wieder eine Frau vom Hotel angerannt und fragte, wo wir denn bleiben, das Taxi wartet auf uns. Ich bin also runter und hab den Leuten versucht zu erklären, das wir die Taxifahrt storniert hatten. Der Taxifahrer hat gar nichts verstanden (außer französich). Zwei Frauen, deren Englisch höchstens so gut (schlecht) war wie meins, haben gemeinsam versucht, hin und her zu übersetzen. Jedenfalls hatte der eifrige Taxifahrer, während wir frühstückten, unsere Räder aus der Garage geholt und auf seinen Fahradträger geschnallt. Die mussten nun wieder runter. Da ich nicht wusste, dass Kirsten Helm und Handschuhe an den Lenker gehängt hatte, hab ich nicht weiter gefragt. Und sie hatte die Sachen schon abgeschrieben. Der Fahrer hat aber daran gedacht und die Teile an der Rezeption hinterlegt.
Das Ärgerliche beim Frühstück war, dass es um 9 Uhr keine Baguettes mehr gab. Butter, Wurst und Käse, alles da. Und haufenweise Kuchen. Die Bedienung sagte mir, dass sie 8 Baguettes hatten, die eben schon alle sind. Als wir kamen, waren mindestens doppelt so viele Leute im Frühstücksraum und es kamen ständig welche dazu. Außer uns ausschließlich Engländer. Ich denke, die mögen das süße Zeug am Morgen auch nicht besonders. Kirsten hat ein paar Frust-Tränen vergossen und die Wurst eben ohne Brot gegessen.
Nachdem wir dann endlich losgefahren sind, hat die Fotografin beim ersten Fotostopp festgestellt, dass sie den frisch geladenen Akku im Ladegerät im Koffer gelassen hat, statt in in die Kamera zu stecken. Aber mit unseren Handys kann man ja auch fotografieren. Die Landschaft ist wie gestern, kleine Dörfer und viel Landwirdschaft. Jeder Ort hat mindesten eine, an seiner Größe gemessen, überdimensionale Kirche.

Die hier ist besonders alt.
In einem Weizenfeld, an dem wir vorbei fuhren, sind mir so seltsame Muster aufgefallen. Da wollte ich doch mal kontrollieren, ob dort nicht vielleicht ein paar Außeridische gelandet sind. Deshalb bin ich auf ein Podest geklettert, welches da gerade rumstand. Dabei hat mich die Fotografin erwischt. Und weil sie die Wolken so schön fand, ist hier dieses Foto.

Die Spuren stammten aber offensichtlich von einem besoffenen Treckerfahrer.
In Caen wurde für uns ein Zimmer in einem 4-Sterne Spa-Hotel gebucht, worauf sich die Frau schon gefreut hat, zumal nach der kurzen Etappe ein bisschen mehr Zeit war als sonst. Das Spa war aber in unserem Zimmerpreis von 185€ nicht inbegriffen. Und bloß um mal in den Pool zu hüpfen, wollte sie keine 15€ (pro Person) extra bezahlen.
Das Zimmer ist wieder eins von den Kleinen, ziemlich eng alles. Aber die Dusche ist in Ordnung. Spaßig ist der Fahrstuhl – zugelassen für 300kg oder 5 Personen. Wir beide mussten uns (ohne Gepäck) schon eng aneinander kuscheln, um da rein zu passen. Eine(r) dritte(r), dünne(r) hätte vielleicht noch mit hinein gepasst, aber nur, wenn sich alle ein bisschen lieb haben.
Statt in den Pool sind wir dann eben auf die Bastion geklettert, die Wilhelm der Eroberer im Jahr 1060 anlegen lassen hat. Zu der Zeit hieß er aber noch ‚der Bastard‘, denn erobert hat er ja erst 6 Jahre später.

Hier hat er gewohnt.

Das Haus ist leider in den letzten 962 Jahren etwas kaputt gegangen.
Die Bastion in Caen ist die größte Festungsanlage Europas. Sie wurde über die Jahrhunderte immer weiter ausgebaut und teilweise wieder zerstört. Heute sind dort mehrere Museen untergebracht und die vielen Leute haben viel Platz, um sich dort zu verlustieren.