21. Juni 2022

Rundreise Tag 1 – von Rouen nach Caudebec

Nach dem Prinzip der größten Gemeinheit fing es heute vormittag so richtig schön zu regnen an. Wir haben bis 11 Uhr mit der Abfahrt gewartet, mussten dann aber los, weil wir ja ein paar Kilometer vor uns hatten. Die Strecke aus Rouen heraus war ein bisschen unübersichtlich. Wir mussten zwischen den großen Schnellstraßen erst einmal unseren Fahrradweg finden. Die Wege sind zwar ordentlich markiert, dummerweise haben sie die aber auf den Asphalt geschrieben (bzw. gemalt). Man sieht erst, wo man hin muss, wenn man schon da ist. Der Weg schlängelte sich fast die gesamte Zeit immer an der Seine entlang durch die Gegend. Nach etwa 10km hatten wir die ganzen Hafen- und Industrieanlagen hinter uns und die Landschaft wurde richtig schön. Auch hatte der Regen aufgehört und die Sonne kam zum Vorschein.
Das erste Highlight an der Strecke war ‚Napoleon’s Column’ in Val de la Haye.

Die Franzosen hatten 1840 beschlossen, die sterblichen Überreste von Napoleon, der 1821 auf Saint Helena gestorben ist, nach Hause zu holen. Bis Cherbourg wurde er per Schiff transportiert, von dort ging es auf dem Landweg weiter in Richtung Rouen. Am 15. Dezember 1840, bei minus 10°C wurde er genau an dieser Stelle auf das Segel-Dampfschiff ‚La Normandie‘ umgeladen und nach Paris geschippert. Vier Jahre später hat man diese Säule gebaut (das steht auf einem Schild neben der Säule).
Nach kurzem Fotostop ging es weiter auf dem Seine-Radweg durch die recht dünn besiedelte Landschaft. Hier ist gerade einer der wenigen Orte.

Aus diesem Grund gibt es hier auch keine Brücken über den Fluss. Dafür alle 10km eine Fähre. Da wir öfter das Ufer gewechselt haben, hatten wir drei mal das Vergnügen einer Schiffsfahrt. Im Gegensatz zu den Autobahnen und großen Brücken ist die Benutzung der Fähren kostenlos.
Damit wir uns auf der Fahrt nicht langweilen, hat der Veranstalter einen kleinen Hügel in die Strecke eingebaut. Wir hätten auch am Fluss drum herum fahren können.

Na ja, die Steigung zog sich ganz schön hin (die Spaltenbreite entspricht 10km). Anstrengender war aber die Spitze kurz vor dem Ende der Etappe. Die erste Seine-Brücke nach Rouen in Richtung zum Meer – die Brotonne-Brücke (Pont de Brotonne).
Eine Schrägseilbrücke, die 1974 fertig gestellt wurde.

Da die Seine hier auch für Hochseeschiffe befahrbar ist, beträgt die Durchfahrtshöhe 50m. Es war ein ganz schön schweißtreibender Anstieg. Auf Betreiben der anliegenden Gemeinden wurde 2005 die Mautpflicht abgeschafft. Und wir hatten eine ganze Fahrspur für uns, die wir nur mit Treckern teilen mussten. Es kam aber keiner. Morgen geht es wieder zurück über diese Brücke. In Nord-Süd-Richtung ist der Anstieg aber nicht so doll, dafür werden wir dann eine schöne Abfahrt haben.
Wir wären nicht wir, wenn wir nicht regelmäßig ein paar extra Kilometer fahren würden. Und das trotz GPS-Streckenführung. Hinter der Brücke liefen 2 Straßen eine Stück lang direkt nebeneinander her. Eine bergab,die andere aufwärts. Bei dem eingestellten Kartenmaßstab war nicht zu erkennen auf welcher der beiden die blaue Linie verlief. Da wir auf einem Radweg waren, sind wir den weiter gefahren – naturlich bergauf. Es waren nur 3 km Umweg, dafür auf ziemlich schlechtem Untergrund.
Die nächste Überraschung gab es in unser heutigen Herberge – dem ‚Duck-House‘. Eine kleine Pension mit 2 Zimmern, die von einer alleinstehenden Frau betrieben wird, die großer Entenfan ist. Im ganzen 300 Jahre alten Haus finden sich unzählige Enten in allen möglichen Größen und aus vielerlei Materialien.

Der Ort hier heißt eigentlich Saint Wandrille Rançon (Caudebec ist ein paar km entfernt) und ist so klein, dass es hier in der Nähe keine Gaststätte gibt. Aus diesem Grund hat unser Reiseveranstalter mit der Wirtin ausgemacht, dass sie uns versorgt.
Wir wurden um 19:30 Uhr in ihr Wohnzimmer eingeladen, wo sie uns ein üppiges 5-Gänge-Menü serviert hat. Sie selbst hat nur 4 Gänge mit uns gegessen, weil sie den Zucker auf der Crème brûlée nicht mochte. Dazu gab es erst einen normannischen Aperetif dann sehr guten Wein (sagt die Fotografin) und für mich hat sie noch ein paar kleine Flaschen Bier gefunden.