4. Juli 2022

Tour de Normandie – ein Rückblick

Nachdem wir nun schon wieder einige Tage zu Hause sind, ist es Zeit für einen kleinen Rückblick:
Da die Organisation der Reise seitens des Veranstalters eher ‚locker‘ angegangen wurde, waren wir etwas aufgeregt, ob unser Transfer mit den Rädern nach der letzten Etappe zu unserem Ausgangspunkt in Rouen auch wie geplant klappt. Meine Unruhe war umsonst. Kurz nach der vereinbarten Zeit kam der Transporter von France a Velo und hat uns zu unserem wartenden Auto gebracht.
Dieses aus der Tiefgarage zu bekommen, war wieder mal ein kleines Abenteuer. Der Parkscheinautomat hat nur französisch mit mir kommuniziert. Die Taste, mit der ich ihm erklären konnte, dass ich ’nur‘ 48€ für das Wochenticket statt der geforderten 119€ bezahlen möchte, habe ich erkannt. Das Bezahlen hat er mir aber schwer gemacht. Es gab keinen Schlitz für Geldscheine, nur für Münzen oder Geldkarten. Also versuchte ich es mit meiner VISA-Karte. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, auch mit Hilfe eines anderen Benutzer des Parkhauses habe ich es aufgegeben und bin nach unten, in das Büro in der Tiefgarage gegangen, welches zum Glück auch besetzt war. Die beiden dort haben leider kein Wort ausländisch verstanden oder gesprochen. So hat es ein Weilchen gedauert, bis ich klar machen konnte, dass ich den geringeren Betrag bezahlen will. Nachdem wir weitere 2 mal versucht hatten, mit der VISA-Karte zu zahlen, und wie schon vorher Parkscheine und Quittungen aus dem Drucker kamen, hat die Frau festgestellt, dass das System die Karte nicht möchte. Also – nächster Versuch mit der EC-Karte. Als ich die Pin-Nummer eingeben sollte, war diese plötzlich aus meinem Kopf verschwunden. Einfach weg. Bis ich sie wieder hatte, war aber der Bezahlvorgang wegen timeout abgebrochen worden. Der nächste Versuch war dann erfolgreich. Und ich hatte nur noch zwei kleine Probleme. Die ganzen ungültigen Parkscheine hatten wir entsorgt, der letzte sollte mir die Schranke öffnen. Als die nicht auf ging, habe ich schon überlegt, ob wir nicht eventuell den falschen weggeworfen hatten. Aber dann fing der Automat an zu piepen und zu blinken, womit er mir sagen wollte, dass ich den Parkschein erst entnehmen muss, bevor sich die Schranke öffnet. Üblicherweise werden die verschluckt.
Kirsten wartete derweil mit dem Gepäck und den Rädern weinger als 100m entfernt, in einer Seitenstraße. Sie musste noch etwas länger warten, denn ich durfte vor dem Beladen noch eine kleine Stadtrundfahrt unternehmen. Wir waren ja mitten im Zentrum, da gab es entweder Fußgängerzonen oder Einbahnstraßen in die falsche Richtung.
Als wir dann endlich losfuhren, begann es zu regnen. Das Regenwetter wurde uns eigentlich schon seit mehreren Tagen prophezeit, war bisher aber ausgeblieben. Auch die Temperatur war die Woche über fahrradfreundlich – meist zwischen 20°C und 25°C.
Insgesamt sind wir 375 km mit den Rädern durch die Normandie gefahren. Es war etwas hügeliger als erwartet, aber die Straßen waren meist in gutem Zustand. Die Versorgung mit Speisen und Getränken entlang der Strecke ist ‚ausbaufähig‘. Nur in den etwas größeren Orten findet man mal eine Bar oder ein Restaurant, die aber meist erst ab 17 Uhr geöffnet wurden. Richtig essen kann man dann ab 19 Uhr, vorher gibt es höchstens Fastfood oder Kuchen.

Wenn man von der Tapisserie de Bayeux und der Bastion in Caen absieht, ist relativ wenig von den Gründern des Herzogtums Normandie zu finden. Obwohl ihr Wappen höchstwahrscheinlich auf Wilhelm zurück geht. Zumindestens existiert es so seit dem 12. Jahrhundert.

Ich denke, die Bewohner dort interessieren sich mehr für die jüngere Geschichte, insbesondere für die Kämpfe in den beiden Weltktriegen des 20. Jahrhunderts. Aber in Rouen, in der Nähe unseres Hotels, gibt es eine Straße, die nach dem normannischen Gründer benannt ist.

Rollo, der in der Katherdale von Rouen begraben ist, war ein direkter Vorfahre von Wilhelm dem Eroberer. Er musste den Weg von seiner dänischen Heimat bis in die Normandie zu Fuß zurück legen, weil er, aufgrund seiner Körpergröße von keinem Pferd getragen werden konnte (die in Skandinavien zur damaligen Zeit nur eine Widerristhöhe von ca. 1,1 bis 1,3 m hatten). Deshalb sein Beiname: Rollo der Geher.

Wir dagegen, konnten mit dem Auto fahren. Da die Strecke bis nach Berlin etwas lang ist, haben wir ein Zwischenstopp in einem kleinen Ort in der Nähe von Aachen eingelegt und im ‚Hotel und Gasthaus Brunnenhof‘ übernachtet.

Es sah in der Beschreibung schlicht und einfach aus, unser Zimmer war auch so, aber die Gaststätte entpuppte sich als Gourmet-Restaurant. Mit Preisen, weit über denen in Frankreich. Das Essen war sehr gut.