Bevor wir uns heute auf den Weg machen konnten, gab es erst einmal einen Boxenstop mit Reifenwechsel. Na ja, es war nur der Schlauch.

Als ich die Räder aus der Garage holen wollte, stellte ich fest, dass das Damenfahrrad vorne einen Platten hatte. Ersatzschläuche hatte ich dabei, also war das eigentlich kein größeres Problem. Das Aufpumpen des reparierten Vorderrades gestaltete sich dann doch etwas aufwändiger. Ich habe immer eine Luftpumpe dabei, die seit etwa 10 Jahren in der Sattelstütze meines Rades steckt, jedoch bisher nie gebraucht wurde. Die ist fast komplett aus Aluminium, nur die schwenkbare Düse fürs Ventil ist aus Kunsstoff. Dessen Halbwertszeit war offensichtlich um mehr als das Doppelte überschritten. Sie ist einfach zerbrochen, die Düse lag lose im Rahmen. Die Pumpe ist gestorben, ohne jemals einen Reifen komplett aufgepumpt zu haben. Aber ich hatte noch meine HighTech-Carbon-Pumpe dabei, die ich fürs Rennrad gekauft hatte. Die wiegt weniger als 20 Gramm und kann bis zu 13 Bar Druckluft erzeugen. Leider ist das Luftvolumen sehr gering. Und in den 40mm-Reifen passt wesentlich mehr Luft, als in den eines Rennrades.
Irgenwann war der Reifen wieder richtig hart und wir konnten uns von der schwarzen Katz verabschieden und die heutige Etappe angehen.

Dazu gibt es natürlich auch eine Geschichte:
Im Jahr 1863, waren Weinhändler in Zell unterwegs, die sich nach einer Weinprobe zwischen drei Fässern nicht entscheiden konnten. Als die Frau des Winzers mit einer schwarzen Katze in den Keller kam, sprang diese auf eines der Fässer, machte einen Buckel und fauchte jeden an, der sich dem Fass nähern wollte. Daraufhin waren sich die Kaufleute schnell einig und entschieden sich für das Weinfass, dass die schwarze Katze so hartnäckig bewachte. Der Wein verkaufte sich so gut, dass die gleichen Kaufleute alle Weine aus derselben Weinbergslage wie jenen in dem von der Katze so heftig verteidigten Fass aufkauften. Die Lage in der dieser Wein gewachsen war, wurde schließlich „Zeller Schwarze Katz“ genannt.
Das erste Fotomotiv an der heutigen Strecke war Deutschlands einzige zweistöckige kombinierte Eisenbahn- und Straßenbrücke kurz hinter Bullay.

Unten fahren die Autos, oben die Bahn. Wir wollten diesmal nicht so lange warten, bis ein Zug kam und fuhren weiter am Calmont vorbei, dem steilsten Weinberg Europas mit einem Steigungswinkel von bis zu 60 Grad. Der Berg liegt an der engsten Schleife der Mosel.
Unsere Mittagspause haben wir auf der Terasse eines netten Lokals in Briedern verbracht. Das war auch gut so, denn der weitaus berühmtere Ort Beilstein, wenige Kilometer weiter, war total überlaufen.

Beilstein gilt als der romantischste Ort an der Mosel und war Kulisse für Filme mit Heinz Rühmann, Curd Jürgens und Maria Schell, die die wohl berümteste Treppe Deutschlands zum Rammerberg hinaufstiegen. Ich habe mich ins Gewühl gestürzt, die Treppe auf die Schnelle aber nicht gefunden.
Da gleiche Bild gab es in Cochem, mit einem großen Parkplatz voller Reisebusse, die dort die Tagestouristen abgeladen haben.

Wir haben die Reichsburg oberhalb der Stadt fotografiert, die aber erst 1886 bis 1887 im neugotisch romantisierenden Stil erbaut wurde, haben das Moselufer gewechselt und sind schnell weiter gefahren.
Die letzten acht Tageskilometer waren weniger schön, weil der Radweg direkt an einer viel befahren Straße, ohne Schatten, verlief. Dafür sind wir in Treis-Karden, im 4-Sterne-Schloss-Hotel untergekommen. Unserem Zimmer würde ich aber nicht so viele Sterne vergeben.