Bei der Planung dieser Radtour hatten wir überlegt, die Reise langsam ausklingen zu lassen und haben deshalb in Piran noch zwei Strand-Tage angehängt.
Nun mussten wir feststellen, Strand gibt es hier nicht. Direkt entlang der Küstenstraße in der Stadt ragen einige Betonklötze ins Wasser, von denen aus man über Leitern ins Wasser kommt. Es sieht schon lustig aus, wenn man in einem der vielen offenen Restaurants beim Essen sitzt und zusieht, wie direkt davor, auf der Straße die Leute, die aus dem Wasser kommen, versuchen, sich schamvoll umzuziehen. Abends hüpft auch mal ein nackiger Mensch über den Beton. Es gibt keine Duschen oder Umkleidemöglichkeiten – ist ja auch kein Platz dafür.
Mir hat sich bisher nicht erschlossen, warum hier so viele Menschen herkommen. Die Stadt mit ihren sehr engen Gassen ist recht nett, die Stadtmauer aus dem 15. Jahrhundert noch ganz gut enthalten, aber sonst gibt es hier eigentlich nichts Besonderes.

Piran macht einen sehr italienischen, insbesonderen venezianischen Eindruck. Im Gegensatz zu den anderen slowenischen Städten, die wir kennen gelern haben. Kein Wunder, sie gehörte ja auch rund 500 Jahre zu Venedig und wurde in dieser Zeit maßgeblich geprägt.

In vielen der Gassen kann ich mit ausgestreckten Armen die gegenüberliegenden Häuser berühren. Sie sind also weniger als 1,5 m breit. Für Innenhöfe war kein Platz, also wird die Damenunterwäsche über den Köpfen der Touristen getrocknet.

Bei der Bettwäsche hätte ich fühlen konnen, ob sie schon trocken ist.

Wir hatten uns vorgenommen, heute zum Nudistenstand zu pilgern und dort ein bisschen zu baden und entspannen. Auf dem Weg dahin sind wir erstmal in die falsche Gasse abgebogen und haben einen Umweg mit sehr steilem Anstieg – und anschließendem Abstieg – gemacht. Als wir dann an die Stelle kamen, wo Google-Maps den Strand eingezeichnet hatte, fanden wir eine etwa 5m hohe Steilküste vor. Von dort führte eine halsbrecherische Treppe nach unten und endete auf einer etwa 40 bis 50cm breiten Mauer einen halben Meter über dem Wasser, die von Gestrüpp umgeben war. Im Wasser lagen wild verstreut riesige Gesteinsbrocken. Einen Strand hatten wir uns anders vorgestellt. Trotzdem saßen vereinzelt Leute auf der Mauer und ließen die Beine ins Wasser baumeln – aber sittsam bekleidet.
Wir sind dann doch lieber noch einen Kilometer weiter gelaufen. Bis zu einer Bucht, wo man zwar auch nur über Betonklötze mit Leitern ins Wasser kam, wo es aber eine ordentliche Liegewiese gab. Und vor allem – mehrere Strandrestaurants.
Es geht jetzt langsam auf 23:30 Uhr zu. Auf dem größten Platz des Ortes, (fast) direkt unter unserem Fenster ist seit 20 Uhr ein Rock-Pop-Live-Konzert im Gange. Die Sängering ist sehr gut, was sie besonders bei den Tina Turner Titeln zur Geltung brachte. Und der Gitarrist hat bei „Comfortably Numb“ gezeigt was er drauf hat. Und das alles mit ordentlicher Lautstärke. Die Fotografin ist trotzdem schon eingeschlafen. Nach „Love Hurts“, genau halb Zwölf ist nun auch Schluss. Die Nachtruhe beginnt hier also 1 1/2 Stunden später als in Berlin.
Ja, zum Baden ist Piran nicht wirklich gut geeignet. Aber mehr als einen Tag muss man sich da wirklich nicht aufhalten. Ich hoffe, ihr seid nach dem Urlaub gut erholt und habt eine reibungslose Rückreise. Es soll ja die nächsten Tage ziemlich viel Regnen.
Viele Grüße aus dem nun kühlen Halle
Normen