Wir haben uns entschlossen, heute nicht die vom Veranstalter vorgesehene Strecke zu fahren, sondern sind dem Vorschlag von GoogleMaps gefolgt. Das waren 10km weniger, allerdings mussten wir einen großen Teil davon auf einer verkehrsreicheren, größeren Straße fahren. Das war vorher nicht zu erkennen, zumal wir das Nummerierungssystem der französischen Straßen nach wie vor nicht durchschaut haben.

Erst einmal arbeiteten wir uns durch den sonntäglichen Markt in Caen. Es war ziemlich voll und eng dort. Das Foto wurde am Rande aufgenommen, da kommt das nicht so zur Geltung.
Nachdem wir die Stadt hinter uns gelassen hatten, rollten wir einige Kilometer auf einem schönen, glatten und breiten Radweg locker dahin, bis wir dann auf die D613 einbogen. Wir konnten meist auf einem schmalen Randstreifen fahren, aber die vielen uns überholenden Autos haben schon etwas genervt. Wobei wir festgestellt haben, dass die allermeisten Autofahrer, hier in der Normandie, sehr rücksichtsvoll uns gegenüber waren. Zu sehen gab es auch kaum etwas Bemerkenswertes, dafür sind wir gut voran gekommen.
Bei einer kleinen Pause an einer Parkbucht am Straßenrand hatten wir dann doch noch unseren täglichen Geschichtsunterricht.

Da stand, neben der normannischen Fahne (die rechte), eine eingezäunte Säule mit Schriftzeichen darauf, die wir aber nicht entziffern konnten. Die waren zu verwittert und außerdem in einer Fremdsprache geschrieben. Auf einer Tafel war jedoch nazuchlesen, warum das Teil dort steht:
Im Sommer 1047 fand hier die Schlacht von Val-ès-Dunes statt, in der Wilhelm der Bastard (und spätere Eroberer) mit Hilfe von Soldaten des französischen Königs Heinrich I. gegen mehrere rebellierende normannische Barone, die ihn nicht als Herrscher anerkennen wollten, kämpfte. Nach siegreicher Schlacht konnte Wilhelm seinen Titel wiedererlangen und den Westteil seines Herzogtums kontrollieren.
Ansonsten war nicht viel los auf der Fahrt nach Lisieux. Obwohl wir auf dem Weg hierher durch viele Dörfer und kleine Städte gekommen sind, haben wir nicht eine Bar, oder die Möglichkeit, etwas zu trinken zu kaufen, gefunden.
In fast jedem der Hotels auf unserer Reise war etwas, über das wir zumindestens verwundert waren. So auch heute. Wir wohnen in einem ziemlich mondänen Spa – Hotel. Kirsten hat es sich nach unserer Ankunft (gegen 14:45 Uhr) erst einmal im Garten in einem Sessel bequem gemacht, wärend ich mich um das Einchecken kümmen wollte. Das war nicht so einfach. Es standen alle Türen offen, in der Bar lief Musik, aber es war kein Mensch zu finden. Ich habe das ganze Erdgeschoss und den Spa-Bereich abgesucht – niemanden gefunden. In der ersten Etage habe ich dann doch zwei Zimmermädchen angetroffen, die mir erklärt haben, dass die Rezeption erst ab 16 Uhr wieder besetzt ist. Als sie mir gerade ‚mit Händen und Füßen‘ versucht haben, zu zeigen, wo ich in der Zwischenzeit Getränke für uns besorgen kann, kam doch schon die Rezeptionistin – eine Stunde früher als geplant. Alles Weitere hat wundervoll geklappt. Die Pool-Benutzung ist diesmal im Preis inbegriffen und unser Zimmer ist ein Tanzsaal. Den brauchten wir eigentlich nicht, weil in der Stadt eine Art Volksfest statt fand: Rose Metal – da wurde viel getanzt

Schön anzusehen waren die älteren Damen des Ortes beim Linedance. Die Schritte waren wirklich sehr syncron. Egal, welche Musik gespielt wurde – ob Abba oder Village People. Und nicht so viele der Frauen waren jünger als wir.

Die Suche nach einem Restaurant zum Abendessen war eine kleine Odyssee. Eigentlich wollten wir hier im Hotel essen, sonntags gibt es aber nichts. Irgendwann fand ich ein einfaches Lokal, vor dem Tafeln mit dem Essen-Angebot standen und welches wenigsten bis 19 Uhr geöffnet hat. Als wir dort einkehren wollten, wurde uns mitgeteilt, das es Sonntags nur Getränke, aber keine Speisen gibt. Einer der Gäste dort – er sah aus wie ein Rocker – hat mir aber ins GoogleMaps meines Handys die Route zum „The Guest“ eingegeben, wo es gute Coctails für die Frau gab und wir sehr gut gegessen haben. In den meisten Restaurants, wie auch hier, bekommt man erst ab 19 Uhr etwas zu Essen. Die Stunde bis dahin wurde mit dem Genuss alkoholischer Getränke überbrückt.
Den Sprung in den Hotel-Pool haben wir leider nicht geschafft. Der ist nur von 18:30 bis 21 Uhr geöffnet, da waren wir ja gerade woanders. Wir hätten auch nur ein Zeitfenster von einer halben Stunde bekommen, obwohl wir hier offensichtlich die einzigen Gäste sind. Jedenfalls habe ich bisher keine weiteren gesehen.
So, das war die letzte Etappe unserer kleinen Rundreise. Ich glaube, die Frau ist froh, mal einen Tag nicht Rad zu fahren. Morgen werden wir zurück nach Rouen gefahren, wo hoffentlich unser Auto noch auf uns wartet.